Kaiserschnitt – Geburt zum Wunschtermin oder medizinisch notwendige Alternative?

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Im Laufe einer Schwangerschaft kommt gegen Ende der erwartungsvollen neun Monate oft eine bestimmte Frage auf: Kaiserschnitt oder normale Geburt? Die Rate der Frauen, die sich für einen Kaiserschnitt entscheiden, ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Anfang der 90er Jahre waren es noch 15%, heute sind es mehr als 30% der Schwangeren, die sich für den Kaiserschnitt entscheiden. Welche Vorteile ein Kaiserschnitt bietet, welche Nachteile er birgt und weitere nützliche Informationen rund um den operativen Eingriff erfahrt ihr hier.

Kaiserschnitt OP

Anders verhält es sich mit dem Wunsch-Kaiserschnitt. Dieser stellt meist für die Frauen eine Alternative dar, die sich zu sehr vor der normalen Geburt fürchten, beispielsweise vor den Schmerzen oder einem Dammriss. Auch bei Mehrlingsgeburten oder bei Babys, die über vier Kilogramm wiegen, raten die meisten Ärzte zur Geburt per Kaiserschnitt. In diesen Fällen ist der Eingriff möglich, aber nicht zwingend nötig.

Kaiserschnitt OP

Jeder Arzt oder jede Hebamme sollte über mögliche Risiken aufklären, doch meist verunsichern die möglichen Gefahren die Frauen so stark, dass sie aus Vorsicht den Kaiserschnitt wählen, obwohl eine normale Geburt möglich wäre. Experten sprechen davon, dass sich der operative Eingriff mittlerweile zu einer standardmässigen Methode entwickelt hat, ein Kind zur Welt zu bringen. In der Vergangenheit galt er lediglich als letzter Ausweg bei einem Notfall. Sprecht daher genauestens mit eurem Arzt über die Vor- und Nachteile und wägt diese in Ruhe ab. Wie ihr im Folgenden lest, sind die Vorzüge einer normalen Geburt nicht zu unterschätzen. Falls ihr keine Wahl habt und einen Kaiserschnitt aufgrund unumstösslicher Gründe durchführen müsst, braucht ihr euch dennoch nicht sorgen. Dank des medizinischen Fortschritts verläuft der Grossteil aller Kaiserschnitte ohne weitere Probleme.


Artikelinhalt:


    Vorteile bei einem Kaiserschnitt

    Ein wesentlicher Vorteil des Kaiserschnitts ist, dass die Schmerzen sich dank regionaler Betäubung oder sogar durch eine Vollnarkose in Grenzen halten und die Geburt dadurch weitaus sanfter empfunden wird.

    Die Periduralanästhesie (kurz: PDA) ist eine Regionalanästhesie und lindert die Schmerzen bei der Geburt. Diese könnt ihr aber auch bei einer normalen Geburt verlangen. Auf diese Weise könnt ihr wach sein und die Geburt miterleben.

    Sofern ihr nicht vollnarkotisiert werdet, darf euer Partner bei dem Kaiserschnitt dabei sein und euch unterstützen. In diesem Fall darf euer Partner auch die Nabelschnur durchschneiden. Des Weiteren läuft ihr bei dem Eingriff nicht Gefahr, einen Dammriss oder Dammschnitt zu erleiden.  Auch die Vagina bleibt unberührt, sodass sich die Geburt weniger auf euer Sexualleben auswirkt. Leider leiden auch Frauen, die sich für die Sectio entscheiden, an einer Beckenbodenschwäche, da diese hauptsächlich durch die Schwangerschaft verursacht wird. Nichtsdestotrotz ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass ihr unkontrolliert Wasser lässt. Daher empfehlen sich Beckenbodenübungen, die eurem Unterleib stärken. Lest hierzu mehr in unserem Ratgeber.

    Viele Eltern sorgen sich, dass das Kind zu wenig Sauerstoff während der normalen Geburt bekommt und dadurch Schäden davonträgt. Bei einem Kaiserschnitt ist diese Gefahr minimiert. Ausserdem reduziert sich beim Kaiserschnitt das Verletzungsrisiko des Kindes. Insbesondere Kopf- und Schulterpartie werden bei der normalen Entbindung manches Mal in Mitleidenschaft gezogen. Mitunter kann das Kind auch im Geburtskanal hängen bleiben und muss mit einer Zange oder Saugglocke entbunden werden. Zu diesem Zeitpunkt ist ein Kaiserschnitt nicht mehr möglich. Statistiken zufolge müssen aber nur bei etwa 6 Prozent aller Babys auf diese Weise nachgeholfen werden und auch das Verletzungsrisiko bei natürlichen Geburten ist stark zurückgegangen.

    Anders als bei der normalen Geburt bedarf der Kaiserschnitt geringerer Vorbereitung. Ihr müsst euch daher weniger auf die einzelnen Geburtsphasen vorbereiten. Dies heisst aber nicht, dass ihr keinen Geburtsvorbereitungskurs machen solltet. Nehmt solche Angebote unbedingt wahr, da ihr hier hilfreiche Tipps für die Zeit nach der Geburt erhaltet.

    Kaiserschnitt Dauer
    Von Vorteil ist auch, dass der Kaiserschnitt lediglich eine halbe bis volle Stunde dauert, während eine normale Geburt mit Wehen und Entbindung durchschnittlich 10 bis 12 Stunden in Anspruch nehmen kann.

    Neugeborenes im Krankenhaus

    Nachteile Kaiserschnitt

    Bei einem Kaiserschnitt handelt es sich um einen operativen Eingriff. In den vergangen Jahren verliefen die Eingriffe zwar in sehr grossen Teilen ohne Probleme, doch können bei jeder Operation Risiken auftreten. So ist es möglich, dass ihr die Narkose nicht vertragt oder dass sich die Wunde entzündet. Auch Unfruchtbarkeit, zunehmende Risiken bei zukünftigen Schwangerschaften oder Wucherungen und Verwachsungen innerhalb der Gebärmutter (Endometriose) können auftreten. Darüber hinaus erinnert euch eure Kaiserschnittnarbe stets an den Eingriff. Zwar erscheint sie mit der Zeit immer schwächer, bleibt aber erkennbar. Ausserdem ist die Umgebung im Operationssaal weitaus steriler, kälter und ungemütlicher als in einem normalen Krankenhauszimmer. Manche Frauen sprechen davon, dass sie es als entwürdigend empfunden haben, mit hochgelagerten Beinen den Ärzten ausgeliefert zu sein. Nicht zu unterschätzen ist zudem, dass das Geburtserlebnis als solches ausbleibt.

    Schmerzen beim Kaiserschnitt

    Zwar sind die Schmerzen während der Entbindung durch einen Kaiserschnitt geringer, doch sind diese im Anschluss dafür oft umso stärker. Mindestens einen Tag dürft ihr nicht aufstehen und bis zu sechs Wochen seid ihr in euren Bewegungen eingeschränkt. Dies bedeutet auch, dass ihr euch unter Umständen nicht in vollem Umfang um euer Neugeborenes kümmern könnt, wie ihr es euch vielleicht wünschen würdet. Zudem müsst ihr durchschnittlich um die sechs Tage in der Klinik oder im Krankenhaus bleiben, um nachträgliche Komplikationen direkt erkennen und behandeln zu können. Bei einer normalen Geburt sind es lediglich drei Tage. Hier habt ihr auch dank ausgeschütteter Hormone eine grössere Euphorie, die die Schmerzen lindert und zudem die Milchproduktion anregt. Frauen, die per Kaiserschnitt ihr Kind zur Welt gebracht haben, klagen häufig über Probleme, ihr Kind zu stillen.

    Nachteile für das Kind

    Gibt es Nachteile für das Kind bei einem Kaiserschnitt? Leider ist diese Frage mit „Ja“ zu beantworten. Experten sind der Meinung, dass das Baby die Geburt durch den Geburtskanal benötigt, um sich auf sein späteres Leben vorbereiten zu können. Der positive Stress stärkt ihn für zukünftige Aufgaben und fördert seine psychische und soziale Entwicklung. Daher leiden viele Kinder, die per Kaiserschnitt entbunden wurden, unter einer Immunschwäche, Allergien oder Diabetes. Leider müssen einige Neugeborene auch direkt nach dem Kaiserschnitt auf die Intensivstation verlegt werden. Während das Baby bei der Sectio von jetzt auf gleich aus dem wohligen Mutterleib genommen wird, hat es bei der normalen Geburt die Möglichkeit, sich an die kältere Umgebung zu gewöhnen. Ausserdem ist die Flora des Geburtskanals für das Baby wichtig. Die hier enthaltenen Bakterien gehen auf das Kind über, wodurch seine Abwehrkräfte sowie die Darmaktivitäten direkt gefördert werden.

    Wer zahlt den Kaiserschnitt?
    Leider ziehen viele Kliniken aus der Unsicherheit der Frauen Profit. Oftmals ist ein Kaiserschnitt nicht nötig, selbst wenn das Kind übergewichtig ist oder Mehrlinge erwartet werden. Stattdessen wird das Kind entbunden, obwohl es vielleicht noch gar nicht „fertig“ ist, sodass sich unter Umständen Atemprobleme oder andere der bereits aufgeführten Folgeschäden zeigen. Für die Krankenhäuser und Kliniken ist ein geplanter Kaiserschnitt zumindest aus ökonomischer Sicht vorteilhaft: Die Gefahr, dass Komplikationen auftreten, ist recht gering, das Personal kann von vorneherein eingeteilt werden, Wochenendarbeit oder Nachtschichten sind leichter vermeidbar. Zudem kommen grössere Kosten auf euch zu. Sofern es sich um einen Wunsch-Kaiserschnitt handelt und er nicht aus medizinischen Gründen notwendig ist, übernehmen die Krankenkassen den Eingriff nicht. Überlegt daher genau, ob ihr einen Kaiserschnitt wählt und wartet, wenn möglich, noch etwas ab, um die Entscheidung so lange wie möglich hinauszuzögern.

    Kaiserschnitt bereuen?

    Da der Eingriff recht schnell verläuft, vermissen die frisch gebackenen Mütter das befreiende, erleichternde Gefühl; auch die Väter erleben eine normale Geburt meist als viel intensiver und schöner. Eltern fühlen sich nicht richtig vorbereitet , wenn sich innerhalb diesen kurzen Eingriffs das ganze Leben verändert. Daher sprechen einige Mütter auch davon, dass nicht nur auf dem Bauch, sondern auch auf dem Herzen eine Narbe zurückbliebe. Es kommt vor, dass die Mamas mit einer Kaiserschnitt-Geburt ihr Kind nicht direkt annehmen können. Sie empfinden es nicht mehr als ihr eigen Fleisch und Blut. Wenn ihr euch ähnlich fühlt, redet mit eurer Hebamme oder einer Beratungsstelle über eure Gefühle. Ihr seid damit nicht alleine.

    Ab wann Sport nach Kaiserschnitt?

    In der Regel müssen Mamas nach einem Kaiserschnitt mindestens einen Monat, besser noch 6 Wochen warten, bis alle Wunden vollends verheilt sind. Bis dahin dürft ihr euch vorsichtig dehnen und strecken, auch spazieren gehen schadet nicht. Darüber hinaus sind jegliche sportliche Aktivitäten, bei denen ihr euch verletzen könntet, nicht zu empfehlen. Auch Bauchmuskeltraining nach einem Kaiserschnitt solltet ihr zunächst vermeiden. Das könnte die Narbe zu sehr strapazieren. Sprecht in jedem Fall mit eurer Hebamme oder eurem behandelnden Arzt, um eventuelle Risiken abzuklären.

    Ihr seid schwanger, aber wisst noch nicht wo ihr gebären wollt? Wir zeigen euch drei beliebte Geburtsorte und deren Besonderheiten.

    Wir wünschen euch alles Gute für die Geburt!

    Euer Team von baby-markt.ch